Archive for März 2009

Ausbildungsunterricht oder Der Sprung ins kalte Wasser

März 22, 2009

Nach einer guten Woche an der Ausbildungsschule, dem ersten Durchleben einer harten Seminarwoche, in der an zwei Nachmittagen auf den morgendlichen Schulalltag noch bis 18 respektive 19 Uhr Haupt- und Fachseminare unsere Ausbildung vorantrieben, erwartet uns nun die Realität. Nicht alle KollegInnen wohlgemerkt, einige haben auch nach drei Wochen keine eigenen Unterrichtstunden durchgeführt, man will sich ja nicht aufdrängen. Viele andere aber – meine Wenigkeit eingeschlossen – haben es geschafft, bereits in Woche drei in der totalen Realität angekommen zu sein… oft mit einer nicht ganz sanften Landung auf dem Hosenboden!

Kaum ein paar Tage hospitiert trugen einem die LehrerInnen nämlich schon ihren Unterricht an ‚Wollen Sie nicht ab morgen übernehmen, da können sie gleich die ganze Reihe übernehmen, wenn Sie möchten…‘ Natürlich möchten wir! Also ab an den Schreibtisch und Stunde um Stunde geplant – neun Stunden eigener Unterricht in der zweiten oder dritten Woche und die Freizeitgestaltung erübrigt sich… Da entstehen tolle Stunden mit den neuesten Ideen aus Didaktik und Methodik – Entscheidungsspiel, Kugellager und Hot Seat – aber die Erfahrung der eher unbefriedigenden Realität des Lehrberufs lässt nicht lange auf sich warten. Fast jeder kann schon in Woche eins erleben, wie es ist, wenn man sich trotz generell intensiver Vorbereitung aus Zeitmangel doch nicht immer und auf jede Stunde perfekt vorbereiten kann. Heraus kommt das, was wir bei unseren Lehrern schon nicht mochten und doch eigentlich angetreten sind zu verändern – die Buch- auf-Stunden. Willkommen in der Realität!!!

Prunella, Nick Hornby und der Lehrerparkplatz

März 11, 2009

Seit nunmehr drei Wochen lebe ich mich an ‚meiner‘ Schule nun bereits ein und habe noch immer etwas zu erzählen – eigentlich viel mehr als ich hier veröffentlichen kann und will, also müsst ihr euch mit den besten, von mir natürlich völlig subjektiv ausgewählten Episoden aus dem Leben einer Referendarin zufrieden geben ;-P

Im zweiten Teil der Intensivphase (ja genau, nach der Geschichte mit dem Supermarkt) konnte ich schon heimlich an meiner neuen Schule mich umsehen, da wir mit dem Englischfachleiter nun an meiner – und eben seiner – Schule waren. Ziel: Klasse 5a! Zehn Tage lang beschäftigten wir uns mit dieser Klasse und dem Stoff, den wir den SchülerInnen zu vermitteln hatten – neues Vokabular aber auch do-Fragen und wh-Fragen. Das Ganze natürlich im Sinne des Einsprachigkeitsprinzipes möglichst auf Englisch unter Rückgriff auf die Muttersprache nur im Notfall. Und obwohl man dieser Aufgabe sehr skeptisch gegenüber stehen kann ist es tatsächlich möglich auch im Anfangsunterricht Englisch nur Englisch zu sprechen während des Unterrichts! Man macht sich halt ein wenig zum Horst mit all den Gesten und übertriebener Mimik, die den mangelnden Wortschatz ersetzt, aber sind wir nicht alle ein bißchen Entertainer?

Anyway, ich hatte zum Ende der Unterrichtsreihe die ehrenvolle Aufgabe die wh-Fragen einzuführen. Was langweilig klingt aber wirlich lustig wird: Beim Aufschalgen des Schülerbuches entdecke ich erst wie das Ganze eingeführt werden soll, wie immer mit einem kleinen Hörtext. Was die Vorbereitung aber wirklich lustig machen würde, war das Hören dieses Textes… die Schulbuchentwickler fanden es nämlich offensichtlich außerordentlich witzig, den Schulbuchkindern in ihrem neuen Haus einen Poltergeist zur Gesellschaft anzudienen. So hört man einen Text, in dem Prunella, the poltergeist, der kleinen Sophie erzählt, dass sie nachts mit Uncle Henry, einem kopflosen Poltergeist, Tennis spielt, weshalb die Nachbarn denken, dass Sophies family nicht ganz schussfest sein kann. Und wenn man dann auch noch von der CD typische Geistgeräusche hört, mit nachhallender Stimme etc dann kann auch die Unterrichtsvorbereitung für die Einführung der Wh-Fragen zu einen richtig lustigen Ereignis werden!

Seit Klasse 5 und Prunella sind nun aber shcon wieder fast zwei Wochen vergangen, in der wir zunächste eine  Woche intensiven Begleitprogramms an der Schule genossen. Neben organisatorischen Dingen offenbarte dann auch gleich am ersten Tag das Kollegium sein Innerstes, denn sie beauftragten den Ako, der für unsere Ausbildung an der Schule zuständig ist, damit uns darauf hinzuweisen, dass wir Referendare doch bitte den Schülerparkplatz oberhalb des Lehrerparkplatzes benutzen sollten, die Lehrer hätten sonst nicht genügend Stellplätze… Interessant oder? Einerseits sind wir Kollegen aber wenns ums Parken geht nur Referendare und damit Kollegen zweiter Klasse?

Trotz dem eher traurigen Drumherum lief die Arbeit gut an, bei einigen Kollegen kann ich demnächst in den Unterricht einsteigen. Da wäre einmal Jahrgang 11 mit ‚About a Boy‘ und einem Lehrer, der den hot seat neu erfindet – als Strafe für Zuspätkommer! Ungünstig wenn man dann selbst zu spät ist – Regeln gelten nämlich für alle, finden in dem Fall die Schüler 🙂 Dann starte ich am Freitag in Jahrgang 10 mit einer kleinen Episode zur Todesstrafe: Ein realer Fall wird von mir vor Gericht verhandelt, die Schüler steigen in das Rollenspiel ein – als Anwalt, Angeklagter, Zeugen, Jury. Mal sehen ob das die eher schnarchige 10 aufweckt. Und in Jahrgang 12 gibts dann ncoh Filmanalyse zu East is East – da bin ich selbst noch am Überlegen – Vorschläge sin djederzeit herzlich willkommen!

So, morgen wieder Seminar also langer Tag, hoffentlich weniger lange Reden, damit nicht wieder Hausaufgaben!! Eins kann man nur: Entwerder als Lehrer Hausaufgaben geben oder als Shcüler welche machen – beides ist einfach strange!

Einkaufsfalle Supermarkt oder Das ist mein Ding!

März 11, 2009

Nach einer intensiven Intensivwoche Sowi am Montag der Höhepunkt: Meine erste Stunde als Referendarin, gut besucht voneiner ganzen Phalanx aus Fachleiter, Ausbildungslehrerin und geschätzten KollegInnen… was die SchülerInnen der 8e übrigens nicht im Mindesten störte 😉 So abgebrüht muss man sein!

Nachdem meine beiden Kollegen eine Stunde zum gleichen Thema bereits in einer Parallelklasse gestaltet hatten, kam mir die undankbare Aufgabe zu, doch möglichst viele ihrer ‚Fehler‘ nicht zu wiederholen. So wurde der Druck nicht grad kleiner, aber mit mir kann mans ja machen. Fühlte mich gut vorbereitet, nachdem wir utopisch lange Stunden an Entwurf und Material für diese einzelne Stunde gebastelt hatten und als ich die ersten Schüler schon auf dem Gang traf und ihnen gleich auffiel, dass ich an den Rollkragenpulli gedacht hatte (short aside: Freitag hatten die SuS bemerkt, dass ich als Referendarin ja keinen Rollkragenpulli trug, das wäre doch aber wichtig wegen der Autorität [keine Ahnung wo sie das aufgeschnappt haben] jedenfalls versprach ich am Montag in meinem Unterricht eine Rollkragenpulli zu tragen, erwartete im Gegenzug dann aber auch Feedback in Sachen Autorität). Als ich dann nach der Begrüßung zu Beginn der Stunde daraufhin wies, dass wir ja in Sachen Rollkragen noch nen Deal hätten, guckte mein Fachleiter doch etwas verdutzt.

Anyway, ich hatte die ersten Lacher auf meiner Seite und wusste: ‚Das hier ist Dein Ding! Das ist was Dir Spaß macht!‘ So konnte ich gut starten. Besser: zu gut! Denn wie sich im Nachhinein herausstellte, haben die SchülerInnen genau das Thema vor einiger zeit bereits in ihrem Diff-Kurs schon gemacht… Aber woher sollte ich dass wissen, wusste ja nicht mal die Ausbildungslehrerin bis kurz vor Beginn. Naja, der gemeine Schüler ist ja generell auch ein umgängliches Wesen und da mir die Flexibilität fehlte die ganze Stunde so umzustellen, dass es nicht auf Erarbeitung, sondern Vertiefung der schon beaknnten Einkaufsfallen hinauslief, mussten sie wohl oder übel mitmachen und haben einfach so getan als hätten sie am Ende ganz viel Neues gelernt – der Schüler dein Freund und Helfer!?

Nicht wirklich, denn diese Klasse – man beachte: Jahrgang acht, also mitten in der Pubertät!!! – hatte auch ne ganze Reihe netter Jungs, die sich gegenüber den ebenso netten Mädchen profilieren wollten – klar dass sich da gewisse Namen schon nach zehn Minuten beim Hospitieren eingebrannt haben ;-D Also war schon einiges an Management gefragt. Das klappte ganz gut, zumindest am Anfang energisch durchgegriffen, später dann etwas zu lax, aber so kurz vor Ende laufen einfach zu viele Denkprozesse parallel ab, da war meine Fähigeit Krach auszublenden eher hinderlich 😉

All in all, richtig gut gelaufen, freu mich auf mehr! …mehr Stunden, nicht mehr von diesen Unterrichtsentwürfen, die auch in ihrer Kurzfassung noch 5 Seiten plus Anhang ausmachen…*ächz*